Freitag, 11. April 2008

Phnom Penh – Killing Fields (Kambodscha)

Als wir nach Phnom Penh reisten, hat uns Salome einen kleinen Einblick in die kambodschanische Geschichte vermittelt. Kambodscha hat in jüngster Vergangenheit einen langen Leidensweg hinter sich: Die französische Kolonialzeit (Protektorat der Franzosen ab 1863), die japanische Besetzung von 1941-1945, die kambodschanische Unabhängigkeit 1954, ab 1960 Regierungszeit von Prinz Norodom Shianouk, 1968 der Beginn des Guerilla-Krieges der Roten Khmer, die amerikanische Angriffe im Zuge des Vietnam Kriegs ab 1968, 1970 Sturz von Prinz Shianouk durch General Lon Noi (Militärherrschaft), die Schreckensherrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1978 und schliesslich die Besetzung durch Vietnam von 1979 bis 1989. Erst 1991 unterzeichneten die Konfliktparteien ein Friedensabkommen. Kambodscha führt 1993 unabhängige Parlamentswahlen durch und Kambodscha befindet sich seither auf dem - wenn auch langsamen - Weg zur Demokratie.
Die Roten Khmer waren Kambodschaner, die dem Kommunismus zugetan waren. Sie versuchten ihr eigenes Land neu und kommunistisch zu formieren, indem sie es in einen Agrarstaat zurückverwandeln wollten. Zu diesem Zwecke mordeten sie brutal, vor allem die intellektuelle Elite. Sie gingen beispielsweise in höhere Schulen und fragten, wer etwas über Landwirtschaft lernen wolle. Diejenigen, die sich meldeten, wurden herausgeführt und erschossen. Es wird geschätzt, dass sie während ihrer Schreckensherrschaft rund 3 Millionen Kambodschaner, selbst aus ihren eigenen Reihen, ermordet haben.
Wir fuhren in einem Tuk-tuk zu einer Hinrichtungsstätte der Roten Khmer, dem „Killing Field“ Choeung Ek, ca. 20km von Phnom Penh entfernt. Dort angekommen, wies uns eine Tafel darauf hin, eine Gedenkminute für all die unschuldigen Opfer einzulegen. Stumm und betroffen standen wir vor einem zehn Meter hohen Grabmal, in welchem tausende von echten Schädeln aufgeschichtet lagen, allesamt von den Massengräbern dieses Killing Fields. Einige der Schädel wiesen deutliche Folterspuren auf: Einschusslöcher, Säbelhiebe, zertrümmerte Schädel! Es war schockierend und bedrückend zu wissen, dass solche Grausamkeiten vor noch nicht langer Zeit Wirklichkeit gewesen sind.
Unser Rundgang durch die Killing Fields führte uns vorbei an der Stelle, wo der Bus die zu Tode Geweihten ablud. Mit verbundenen Augen wurden die Gefangenen zu einem Baum geführt, wo man sie hinstellte, Musik laut aufdrehte, damit die Schreie nicht gehört würden und sie anschliessend feige erschoss. Wir kamen zu den Gräbern, die fein säuberlich aufgeteilt waren in Kinder-, Frauen- und Männermassengräber. Zerfetzte Kleidungsstücke und Knochen lagen überall herum. Ein paar streunende Hunde buddelten in einem Massengrab – so glaubten wir - nach weiteren Knochen.
Was uns ebenfalls schockierte, war die Tatsache, dass es kein Kriegstribunal gegeben hatte, um die brutalen Roten Khmer zur Verantwortung zu ziehen und dem Volk zu ermöglichen, ihre eigene Vergangenheit zu bewältigen. Der regierende König hatte damals im Sinne der bereits sehr wackeligen Friedensgespräche darauf bestanden, für alle eine Amnestie auszusprechen, zu sehr waren verschiedenste politische Gruppierungen und Länder in die Machenschaften der Roten Khmers verstrickt.
Uns allen ging diese Besichtigung sehr tief unter die Haut – es ist etwas komplett anderes, etwas in Geschichtsbüchern oder Zeitungen zu lesen, oder aber es direkt vor Ort zu sehen.

Eure Bummeltruppe



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